Einführung

Definition

Zum jetzigen Standgibt es keine eine einheitliche Definition des Cloud-Begriffes, noch gibt es standardisierte Gütesiegel, welches einen Rahmen für die erforderlichen Eigenschaften eines Cloud Services schaffen könnte. Der grundlegende Gedanke einer Cloud ist es, dass Ressourcen nicht mehr besessen werden, sondern temporär in Form eines Services über ein Kommunikationsnetz genutzt werden.

Viele Anbieter schreiben Cloud jedoch lediglich im Zuge des Hypes, als Marketinginstrument, in ihr Portfolio. Das klassische Outsourcing ist per se jedoch nicht mit einem Clouddienstleister gleichzusetzen.

BITKOM bietet folgende Definition an.

Cloud Computing ist eine Form der Bereitstellung von gemeinsam nutzbaren und
flexibel skalierbaren IT-Leistungen durch nicht fest zugeordnete IT-Ressourcen
über Netze. Idealtypische Merkmale sind die Bereitstellung in Echtzeit als Self Service
auf Basis von Internet-Technologien und die Abrechnung nach Nutzung.

Eigenschaften einer Cloud

Geschäftsbezogene Merkmale Technikbezogene Merkmale
Bereitstellung und Nutzung von IT Ressourcen als Service Flexible Bereitstellung skalierbarer IT Ressourcen
Schnelle und flexible Ressourcen-Verfügbarkeit / On-Demand Mandantenfähige, gemeinsam nutzbare Infrastruktur (z.B. eine Installation einer Software die mehrere Kunden mit eigenen Accounts nutzen können)
Ressourcen-Zuordnung durch den Kunden Steuerbar (Self-Sergice) Hohe Automatisierung / Standardisierung des Angebots
Kurze Vertragsbindung Logisch zentralisierte, virtualisierte IT Infrastruktur
Keine oder nur minimale Vorabinvestition für den Kunden Zugriff via Browser oder Apps
Variable Kosten nach Nutzung der Ressourcen Vollständige, lastabhängige Skalierbarkeit
Messbarkeit des IT-Verbrauchs

Chancen und Risiken

Die Chancen

Grade am Konsumentenmarkt gibt es bereits viele bekannte Beispiele, wo skalierbare Ressourcen aus der Cloud eine große Rolle spielen. Unternehmen wie Amazon, Facebook oder Google können dadurch dynamisch auf die wechselnde Auslastung ihrer Infrastruktur reagieren. Auch Startups, sowie kleinere und mittelständische Unternehmen können von der Cloud stark profitieren, da sie das Investitionsrisiko für neue Unternehmungen senkt und initiale Kosten einer IT Infrastruktur wegfallen. Folgende Punkte konkretisieren die potenziellen Vorteile der Cloudnutzung.

  • Durch Auslagerung in IT Services können Unternehmen sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und erreichen eine geringere Fertigungstiefe in der Produktion. So kann die Qualität der Kernprozesse sowie das Wachstum gesteigert werden.
  • Statt fixer Kosten werden, transparent für den Nutzer von Cloud Services, so viele Ressourcen zur Verfügung gestellt wie benötigt und entsprechend abgerechnet. Dadurch sinkt das gebundene Kapital, sowie initiale Investitionskosten die für den Aufbau einer eigenen IT Infrastruktur nötig wären.
  • Risiken bezüglich Personal sowie technischen und Sicherheitsaspekten werden auf den Dienstleister übertragen.
  • Die Expertise des Dienstleisters wäre nur mit erheblich höheren Eigenaufwand zu erreichen
  • Standardisierte Cloudangebote beschleunigen bereits heute die Einführung neuer Geschäftsmodelle und Produkte, da neue Modelle schnell und flexibel eingeführt und bei einem Fehlschlag auch schnell wieder vom Markt genommen werden können (kürzere Time To Market)
  • Im Bezug auf die Green IT resultiert eine, nur nach Bedarf genutzte, Infrastruktur in geringeren Stromverbrauch

Die Risiken

Unternehmen haben auf der anderen Seite auch hohe Ansprüche, die die Cloud erfüllen muss. Ein Dienst muss flexibel, sicher, skalierbar, zuverlässig, hochverfügbar, kostengünstig, effizient und transparent nutzbar sein.

Das Risiko beginnt beginnt bereits mit der korrekten Einführung von Cloud Services, für die ein Unternehmen eine einheitliche Strategie braucht, damit keine Insellösung für einzelne Fachbereiche oder IT-Abteilungen entstehen.

Risiken bei unkontrollierter ungesteuerte Nutzung von Cloud-Diensten sind Folgende.

  • Verlust von Unternehmensgeheimnissen oder Missbrauch von vertraulichen Kundendaten
  • Compliance-Verstöße, die strafrechtlichen Konsequenzen nach sich ziehen. Können finanziell schädigen und den Ruf des Unternehmens beeinträchtigen
  • Etablierung von verschiedenen Standards in verschiedenen Unternehmensbereichen kann große Integrationsaufwände in der IT-Landschaft eines Unternehmens verursachen
  • Unkontrollierter Einsatz von Cloud kann Effizienzprojekte zur Konsolidierung von Hardware und Applikationen untergraben

Ein Unternehmen muss sich daher genau überlegen welche Rolle Cloud Computing im Unternehmen spielen soll, welche Daten und Prozesse sich auslagern lassen und welche Anbieter für die eigenen Ansprüche in Frage kommen.

Auch für zukünftige Entwicklungen, wie beispielsweise die Frage, ob eigenen Applikationen zukünftig direkt cloud-ready sein sollen, müssen frühzeitig betrachtet werden und in die Strategie des Unternehmens einfließen.

Integration & Strategie im Unternehmen

Auch wenn die IT-Abteilung eine tragende Rolle bei der Integration von Cloud Services in einem Unternehmen einnimmt, so sollten sie nicht alleine über die Cloud Strategie entscheiden. Diese muss auf die Unternehmensstrategie abgestimmt sein und die entsprechenden Geschäftsziele abbilden, wie beispielsweise Umsatz, Kundenzufriedenheit oder Produktentwicklungszeiten.

Nach dem die oberste Ebene, in Form der Geschäftsziele , abgesteckt wurde, kann auf die einzelnen Geschäftsprozesse geschaut werden. Welche Prozesse können von der Cloud profitieren, können automatisiert werden, müssen dynamischer und flexibler werden? Auch müssen potenziell notwendige, neue Prozesse definiert werden.

Die festgelegten Anforderungen für die Geschäftsziele- und Prozesse müssen anschließend zu einer IT-Strategie übersetzt werden. Je nach Geschäftsmodell, Zielen und Ausrichtung des Unternehmens wird dann der Rahmen für die IT gesetzt, in welchem Ausmaß die Cloud genutzt werden soll.

Der Prozess

Abbildung 1: Prozess der Integration in die Cloud

(Quelle: Cloud Computing als neue Herausforderung für Management und IT von Münzl et al. 2015, S. 24)

Im ersten Schritt des Integrationsprozesses muss der Ist-Zustand der Geschäftsprozesse erfasst werden, dies geschieht in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Abteilungen. Die Änderungsanforderungen werden vom Vergleich des Ist-Zustands mit dem Zielbild abgeleitet. Dabei wird direkt überprüft, ob die geplanten Änderungen mit Compliance und Sicherheitsvorschriften vom Unternehmen einhergehen, sowie staatliche Vorgaben eingehalten werden.

Die genaue Ausgestaltung hängt dabei vom Marktumfeld, den Kundenerwartungen, dem Geschäftsmodell und der individuellen Prozesslandkarte eines Unternehmens ab und führen entsprechend zu einer individuellen Ableitung der Strategie.

Migration

Es empfiehlt sich für ein Unternehmen eine Roadmap mit kurzfristigen, mittelfristigen und langfristigen Entwicklungszielen - und Maßnahmen anzulegen. Anhand dieser Map können Cloud-Provider gesucht werden, die die qualitativen und quantitativen Ansprüchen des Unternehmens erfüllen. Der darauffolgende Umstieg kann entweder für alle Benutzer gleichzeitig (Big Bang) oder schrittweise erfolgen. Optional wird vorher ein Pilotbetrieb eingerichtet.

Als Einstieg werden in der Regel gerne IaaS-Lösungen verwendet, da diese keine großen Anpassungen der Geschäftsprozesse mit sich bringen.

IT-Abteilungen im Wandel

Durch die Auslagerung von Kompetenzen und Ressourcen wird der IT-Manager zukünftig eine businessorientiertere Rolle einnehmen. Er ist für das Monitoring der Leistungen für Geschäftsprozesse und deren genutzte Services zuständig. Er muss als Bindeglied die Zielvorgaben und Anforderungen des Unternehmens unter den Providern delegieren. Ein weiteres Stichwort ist hier IT-Governance, wo Aspekte wie die Informationssicherheit und Compliance-Vorgaben mit den Providern abgestimmt werden müssen. Der CIO ist somit für die Gesamtorchestrierung sowie die Funktionsfähigkeit der Gesamtlandschaft aller IT-Systeme zuständig.

Die Rolle des klassischen Mitarbeiters in der IT wandelt sich vom Administrator über den Servicemanager hin zum Service Broker. Klassische Aufgaben wie Installation und Wartung fallen weg, neue Aufgaben wie das Managen und Überwachen von Cloud Services kommt hinzu.

Geschichte & Evolution

Das erste Mal wurde der Cloudbegriff in einem Businessplan der Firma compaq aus dem Jahr 1996 erwähnt, in dessen Zeitraum die Verbreitung stark zunahm. Eric Schmidt, damaliger CEO von Google, gilt als die Person die den Begriff des Cloud Computing auf einer Konferenz im Jahr 2006 populär gemacht hat. Nach einer anfänglichen Skepsis, ob der erste Hype um die Cloud wirklich gerechtfertigt war und die Unternehmen nicht nur Buzzwords hinterherlaufen, zeigte sich besonders in den letzten Jahren eine enorme Investitionssteigerung. Alleine in Deutschland wurden aus 7 Mrd. im Jahr 2014 bereits 3 Jahre später bis zu 18,5 Mrd € investiertes Kapital.

Die Cloud ist keine revolutionäre Technologie, wie es einst das Telefon, der Fernseher oder das Internet war. Diese brauchten viele Jahre bis Jahrzehnte um eine weite Verbreitung zu erreichen, doch veränderten den Alltag der Menschen in einem großen Ausmaß.

Die Cloud hingegen optimiert bereits bestehende Technologien, nutzt die bereits vorhandene Infrastruktur in Form von weit verbreiteten, schnellen Internetverbindungen und die Leistungen der großen Rechenzentren, was in einer deutlich schnelleren Verbreitung der Cloud Technologie resultiert.

Die Cloud ist die logische Fortführung des Time-Sharing Modells aus den 1970er Jahren, welches der erste konzeptionelle Ansatz für ein Mehrbenutzersystem war, wo mehrere User sich die Rechenzeit eines Prozessors teilten (siehe Abbildung 2: Evolution der Cloudtechnologie).

Abbildung 2: Evolution der Cloudtechnologie

(Quelle: Cloud Computing Basics von Sriinivasan 2014, S. 4)

Ein erster großer Schritt in der Entwicklung der Cloud wurde 1999 mit Salesforce.com getan. Die Firma schaffte ein Konzept wie man Enterprise-Anwendungen über eine einfach zu nutzende Webseite zur Verfügung zu stellen konnte.

Im Jahr 2002 kam mit den Amazon Web Services der nächste Schritt, indem der Konzern Rechenleistung und Speicher für seine Kunden anbot. Später startete Amazon zusätzlich die Elastic Compute Cloud, mit der Kunden Computer mieten konnte, um auf diesen ihre eigenen Applikationen laufen zu lassen.

Mit der Verbreitung des Web 2.0 um das Jahr 2009 wurde ein weiterer Meilenstein erreicht. Google konnte mit seinen Apps auf neuem Wege eine Vielzahl von browserbasierten Enterprise-Applikationen anbieten und wirkte somit bei der Verbreitung des SaaS Konzeptes am Markt mit.

In den folgenden Jahren stiegen auch andere Größen wie Microsoft, IBM und Rackspace in das Cloudgeschäft mit ein.

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