Möglichkeiten der Weiterentwicklung
In der Softwareentwicklung bleibt die Zeit nicht stehen, daher muss man sich regelmäßig weiterentwickeln. Im Wesentlichen stehen uns vier Möglichkeiten zur Verfügung, um uns und unsere Mitarbeiter fachlich und in ihrer Persönlichkeit weiterzuentwickeln:
Seminare:
Sind eine Kombination aus Vortrags- und Übungsteilen. Dienen dazu, schnell und gezielt Wissen zu vermitteln, über Präsenzveranstaltungen, das Internet oder in Form eines Literaturstudiums oder auch durch Mischformen. Der vom Teilnehmer aufgenommene Inhalt ist stark vom didaktischen Konzept abhängig. Meist schafft erst die Umsetzung des Gelernten in die Praxis den Wert. Wir behalten 10% vom Gelesenen, 20% vom Gehörten, 30% vom Gesehenen, 50% durch hören und sehen, 70% vom selbst Gesagten und 90% durch das, was wir selbst machen. Eine Prüfung erzielt nur dann positiven Erfolg, wenn sie mit ihren Inhalten ausreichend praxixnah ist.
Teambildungsworkshops:
Behandeln eher die Individuelle Situation der Gruppe und aktuell konkrete Probleme. Soft Skills und Kooperationsfähigkeiten der Mitarbeiter können nur praktisch gefördert werden. Teambildungsworkshops sind gerade zu Beginn einer Gruppenbildung gut geeignet. Ein Risiko besteht darin, dass schwerwiegende und bislang nur vermutete Probleme einzelner oder der Beziehungen zueinander aufgedeckt werden, bzw hochkommen. Das ist durchaus gewollt, erfordert aber auch eine Hohe Kompetenz der Trainer und ausreichend viel Zeit. Soziale Probleme sind stets dringlich und sofort zu behandeln.
Persönliche Förderung durch einen Mentor (Mentoring):
Wissen, Werte und Erfahrungen des Mentors werden an eher unerfahrene Personen weitergeben. Er bezieht keine neutrale Position, sondern hat eher persönliches Engagement und Bezug zu der Person (väterlicher Mentor). Ein Mentor muss klar und fest im Arbeitsalltag verankert sein. Die Wahl des richtigen Mentor-Mentee-Paars ist entscheindend. Ein Mentoring zum Zeitpunkt der Einarbeitung verkürzt die Zeit, bis ein neuer Mitarbeiter produktiv mitarbeiten kann. Der Mentor muss sich immer wieder klar machen, welche Rolle er gerade einnehmen sollte, Begleiter, Führer, Berater oder Erzieher!
Coaching:
Ist eine Art Hilfe zur Selbsthilfe. Der Coach entwickelt im Rahmen des Coachings seine individuelle Lösung selbst. Coaching stellt eine Win-Win Situation dar, in der eine zielorientierte Teamarbeit zwischen Coach und Coachee erfolgt. Es ist ein nützliches Beziehungsmodell, um den Coachee zu befähigen, selbst ans Ziel zu gelangen. Ein Coaching-Prozess (auch GROW) gliedert sich in fünf Phasen ein:
- Vertrauen gewinnen, absolute Verschwiegenheit des Coaches
- Ziele formulieren zu Ausrichtung und klaren Abgrenzung des Angestrebten
- Entwicklen einer Strategie
- Öko-Check bzw. Realitäts-Check zur Überprüfung der Lösungsideen
- Future Pace, der Plan, wann was genau getan werden soll
Einzelne Mitarbeiter weiterentwickeln
Jedes Individuum hat die in der folgenden Tabelle abgebildeten acht Präferenzen/Eigenschaften in sich. Allerdings scheint es laut C.G. Jung und Isabel Meyers unmöglich, diese gleichmäßig und angemessen zu entwickeln.
Abbildung 1: acht Präferenzen/Eigenschaften eines Individuums
Man hat meist auf jeder der 4 Ebenen (zu sehen in Abbildung 1) einen Favoriten, der unsere Persönlichkeit ausmacht. Man sollte versuchen, seine weniger ausgeprägten Präferenzen auszubauen und somite Defizite abzubauen, damit man in möglichst vielen Situationen angemessen agieren kann. Durch Verhaltensänderungen kann man die zu gering ausgeprägten Präferenzen ausbauen und üben. Das ist wie z.B. mit links statt mit rechts zu schreiben.
Weiterentwicklung der Persönlichkeit
Man könnte sich an den folgenden Beispielen orientieren, um die Präferenzen weiterzuentwickeln:
Extraversion (Handlungsspektrum eines eher Introvertierten erweitern):
- In Gruppen spontan sprechen und sich äußern
- sich an einer Diskussion ohne Vorbereitung zu beteiligen
- eine Rede halten
- sich jemandem vorstellen,den man nicht kennt
Introversion (Handlungsspektrum eines eher Extravertierten erweitern):
- ungestörte Zeit alleine verbringen
- in einer Gruppe völlig ruhig sein
- kleine Projekte alleine durchführen
Beurteilend (Handlungsspektrum eines stärker Wahrnehmenden erweitern):
- To-do Liste erstellen und sie nach Priorität sortieren
- einen Plan für eine größere anstehende Aufgabe erstellen
Warnehmend (Handlungsspektrum eines eher Beurteilenden erweitern):
- Verbringe ungeplante Zeit und folge deinen Impulsen
- überprüfe im Nachhinein nochmal eine entdgültige Entscheidung
Sensorik (Handlungsspektrum eines eher Intuitiven erweitern):
- etwas sehr sorgfältig Beobachten
- nonverbales Verhalten (als Extravertierter)
- die Natur (als Extravertierter)
- den eigenen physischen Zustand (als Introvertierter)
- langsames Essen mit Konzentration auf die Sinne (Introvertierter)
- etwas machen, dass detaillierte uafmerksamkeit erfordert (Extravertierter)
- alle Fakten zu einem Thema aufschreiben
- beschreibe eine Aktivität Schritt für Schritt
Intuition (Handlungsspektrum eines eher sensorisch Wahrnehmenden erweitern):
- Brainstorming (Introvertierter)
- Tagträumen oder in seinen Phantasien leben (Introvertierter)
- Sich selber in 5 Jahren vorstellen (Introvertierter)
- entwerfe ein neues Design, GUI oder eine Architektur (Extravertierter)
Denken (Handlungsspektrum eines eher fühlenden erweitern):
- Aktivitätsdiagramm oder Ablaufplan für eine funktionale Anforderung (Introvertierter)
- Alle Vorteile und Kosten einer Entscheidung auflisten (INtrovertierter)
- jemandem sagen, was man an ihm schwieirig findet (Extravertierter)
- definiere etwas unpräzise (Introvertierter)
Fühlen (Handlungsspektrum eines eher denkend Beurteilenden erweitern):
- eigene Werter klären (Introvertierter)
- Einfühlungsvermögen zeigen (Extravertierter)
- mehr emotionale Wörter benutzen (Introvertierter)
- Dinge auflisten, die man mag oder die einen stören (Introvertierter)
- jemandem ein Kompliment für seine Persönlichkeit machen (Extravertierter)
Zu vielen dieser Beispiele, fällt einem sicherlich sofort ein Kollege oder Bekannter ein, der sich so verhält. Mit der richtigen Teambildung, von zwei oder mehr Personen, kann man Defizite ausgleichen. Ausserdem kann es sehr sinnvoll und effizient sein, Menschen auszuwählen, deren Eigenschaften sich in Einstellung und Funktion ergänzen. Denn es ist für einen Menschen alleine fast unmöglich, alle Aspekte ausreichend einzubringen.
Hochleistungsteams aufbauen
Im Folgenden sollen einige Ideen zur Steigerung der Leistungsfähigkeit eines Teams aufgezeigt werden.
Das Kontextmodell zur Teamentwicklung
Jedes Team setzt sich aus vielen Persönlichkeiten zusammen, die jeweils über eigene relevante Soft Skills wie Kommunikations-, Kooperations- und Teamfähigkeit verfügen. Die jeweiligen persönlichen Vorerfahrungen mit anderen Teams machen die Vorgeschichte eines Teams aus. Im Rahmen einer konkreten Aufgabe oder eines Projekts treffen sie aufeinander. Dies kann man in einem Teambildungsworkshop durchspielen. Hier bringt jeder seine eigenen Bedürfnisse mit, die den anderen in der Regel teilweise nicht bekannt sind. Hierbei geht man auf die Wahrnehmungsfähigkeiten der Personen ein. Was nimmt jedes einzelne Teammitglied wahr? Zuletzt benötigt man noch eine Prozesskompetenz, die bereits durch einzelne Personen oder im Rahmen des Teamentwicklungsworkshops von außen hinzukommt. Dadurch erreicht das Team eine Arbeitsfähigkeit, die auf die konkrete Aufgabe bezogen ist. Regeln und Vereinbarungen werden implizit und explizit aufgestellt, so entwickelt das Team eine eigene Identität und die soziale Kopmpetenz der Mitglieder.
Abbildung 2: Kontextmodell zu Teamentwicklung
Über die Reflexion der Mitglieder über sich selbst und die Wahrnehmung der anderen Mitglieder kann solch ein Team in einer Retrospektive am Ende jedes Schrittes bewusst lernen und sich somit als Projektteam entwickeln. Ausserdem ist es wichtig, aufkommende Konflikte unter Teammitgliedern sofort und direkt anzusprechen und eine Lösung zu finden. Auch das Vertrauen in die Kompetenz und das Verantwortungsbewusstsein der Kollegen spielt eine große Rolle, damit man für eine entspanntere, effizientere Arbeitsumgebung im Team sorgen kann.
Gegensätze im Team ergänzen
In der Softwareentwicklung ist man meist mit einem dynamischen, technischen sowie fachlichen Umfeld konfrontiert. Hier lohnt es sich vor allem, wenn man bei der Teamentwicklung nicht nur den leichtesten Weg geht. Die Stärke des Teams ergibt sich aus den typologischen Unterschieden und den individuellen unterschiedlichen Stärken. Dies ist der Weg um Hochleistungsteams aufzubauen.
Was macht ein Team zu einem Spitzenteam?
Manche Projekte sind besonders schwierig oder riskant und von großem wirtschaftlichem Interesse. Wenn besonders hohe Flexibilität und schnelle Reaktionen auf Veränderungen im Umfeld verlangt werden, wird es Zeit über Hochleistungsteams nachzudenken. Ähnlich ist es auch bei besonders innovativen Themen. Unter einem Hochleistungsteam versteht man heterogene Teams, die ihre unterschiedlichen Stärken situationsbedingt kombinieren und stets flexibel sind. Ausserdem können sie mit kurzer Reaktionszeit, eine dem Problem angemessene, überdurchschnittliche Leistung erbringen. In diesen von unterschiedlichen Mermalen geprägten Teams ist es sehr wichtig, dass die zwischenmenschlichen Beziehungen nicht nur ausreichend sondern vollständig geklärt sind. Ansonsten kommt es zu einer "Explosion", die alles ruinieren kann. Sämtliche Konflikte oder aus Vorgeschichten mitgebrachte Probleme müssen vollständig aufgelöst sein.
Teamleitung solcher Teams
Die Teamleiter solcher Teans müssen höchsten Anforderungen gerecht werden. Sie brauchen Erfahrung in der Moderation von Konflikten bis hin zur Mediation. Zusätzlich müssen sie nah an der Gruppe sein und über eine gut ausgeprägte und sensible Wahrnehmung der aktuellen Gruppe verfügen. Die Ziele des Teams üben eine hohe Attraktivität aus. Im wesentlichen sorgt die Führung also für ein optimales Arbeitsumfeld und die sofortige Klärung gruppeninterner Irritationen.