3 Cases

3.1 Die neue Sharing Economy

Bei der Sharing Economy (auch Shareconomy oder Collaborative Consumption) rückt
die Nutzung von Resourcen in den Vordergrund. Um für Umweltschutz, Effizienz und
Nachhaltigkeit zu sorgen wird immer öfter nicht der Besitz eines Guts sondern
nur die Nutzung dieses angestrebt. Nur selten ist ein permanenter Zugriff auf
eine Resource, welche sich als Maschine, Örtlichkeit oder etwas abstraktes
darstellen lässt, nötig. In diesem Fall soll durch das Teilen der Resource für
mehr Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz gesorgt werden.

Der Gedanke der Shareconmy wurde bereits in den 70er Jahren gefordert, passte
allerdings nicht zu den Gesellschaftsbedürfnissen, welche auf den Besitz von
Gütern ausgelegt waren. Heutzutage hingegen wird bereits vieles in sozialen
Netzwerken geteilt und somit ist der Gedanke des Teilens bereits in der
Gesellschaft verankert.

In einer Statistik von 2010 aus der USA werden folgende Werte für geteilte Güter
aufgezählt:

  • Wohnraum (58%)

  • Arbeitsraum (57%)

  • Nahrungszubereitung (57%)

  • Haushaltszubehör (53%)

  • Kleidung (50%)

Zu den geteilten Gütern zählt auch der Kauf oder Verkauf von gebrauchten Gütern.
Durch das Internet und die damit einhergehenden Möglichkeiten ist das Teilen von
Resourcen einfacher geworden. So werden öfter Immobillien, Verkehrsmittel oder
selten genutzte Dinge wie Gartengeräte vermietet und geteilt.

Das momentan bekannteste Beispiel für das Verleihen von Gütern ist in der
Autobranche zu finden. Vorallem in Städten wird ein Auto oftmals nichtmehr als
Statussymbol, sondern als Belastung empfunden. Durch das Mieten und Teilen von
Autos ist ein riesiger, neuer Markt entstanden, welcher sich Dank des Internets
und mobiler Applikationen immer stärker verbreitet.

Der Grundgedanke hinter der Shareconomy ist der, ein Gut günstig zu leihen,
anstatt es teuer zu kaufen. Dieser Gedanke findet sich auch immer öfter in
großen Firmen und nicht nur bei Privatpersonen wieder. Um Resourcen wie zum
Beispiel Speicherplatz zu sparen, werden eBooks, Musik und andere Medien digital
oftmals zum Leihen angeboten. Der Komsument hat geringere Kosten für das Leihen
und beansprucht nur für kurze Zeit seinen Speicherplatz.

Die Sorge, dass mit verliehenen Gütern nicht ordnungsgemäß umgegangen wird oder
dass die Güter gestohlen werden können, ist momentan der stärkste Gegner der
Shareconomy. Allerdings gab es ähnliche Sorgen bereits bei der Einführung des
Online-Shoppings, welche sich schnell verflüchtigten.

Es gibt kritische Stimmen gegen die Shareconomy, welche behaupten, dass das
Teilen ohne den eigentlichen Besitz eines Guts nicht möglich ist, wobei die
Anzahl der Güter, welche sich im Umlauf befinden, allerdings verringert würde.
Auch wird davon gesprochen, dass nicht die Nachhaltigkeit oder der Umweltschutz
sondern lediglich der Kostenfaktor der Antrieb für die Shareconomy sei.

3.2 Crowdsourcing als neue Organisationsform

Der Begriff Crowdsourcing beschreibt den Zugriff auf ein gemeinschaftliches
Wissen und personelle Resourcen, um ein Problem zu lösen.

Unterkategorien des Crowdsourcing sind unter anderem:

  • Crowdfunding (Finanzierung eines Projekts durch die Community)

  • Co-Creation (Erschaffung eines Werkes durch die Community)

  • Microworking (Teilaufgaben eines Projekts werden durch die Community
    erledigt)

Durch das Internet zählt die Crowdsourcing-Branche aktuell zu den am schnellsten
wachsenden. Der Zugriff auf eine immer größer werdende Community, in welcher
alle Arten von Fähigkeiten abgedeckt sind, wird durch Plattformen im Internet
ermöglicht. Teams können Aufgaben zur Fertigstellung eines Projekts durch
einfachere Kommunikationsmöglichkeiten unabhängig von räumlichen und zeitlichen
Gegebenheiten realisieren.

Die hohe Nachfrage an Crowdsourcing Dienstleistungen basiert auf folgenden sechs
Grundprinzipien:

  1. Die Anforderungen an technische und soziale Kompetenzen steigen.

  2. Durch moderne Kommunikationstechnologien sind Personen nicht an Freizeit und
    Arbeitszeit gebunden.

  3. Produkte werden durch Ideen, Innovationen und Informationen ersetzt.

  4. Arbeitsszeiten und Löhne können flexibler an die Fähigkeiten der Personen
    angepasst werden.

  5. Wertschöpfungsketten werden transparenter und der Konsument erlangt Eingriff
    in diese.

  6. Durch Crowdfunding werden Produkte von Konsumenten vorfinanziert.

Im Gegensatz zu Outsourcing ist Crowdsourcing nicht an feste Arbeitszeiten und
einen festen Arbeitsplatz gebunden. Außerdem sind die einzelnen Teammitglieder
einfacher auszutauschen und die Bezahlung erfolgt nach dem Festpreisprinzip
anstatt auf Stundenlohnbasis.

Die Motivation für Crowdsourcing erstreckt sich über viele Bereiche, wobei der
materielle Ansatz ein sehr geringer ist. Ein Beispiel für Crowdsourcing ist
Wikipedia, wobei Leute ihr Wissen teilen um selber von dem Wissen anderer
profitieren zu können. Auch Wohltätigkeit, Spaß und Langeweile können
motivieren. Geld ist nicht die beste Motivation für Crowdsourcing Projekte, da
die Bezahlung oftmals nicht besonders hoch ist und die Teilnehmer
dementsprechend auch nur einen Teil ihres Könnens einsetzen.

Für Unternehmen sind gibt es mehrere interessante Vorteile. Im Folgenden werden
einige davon aufgelistet:

  • Austausch von Wissen

  • erweiterter Ideenpool

  • Einbeziehung geographischer Besonderheiten

  • Ressourcenersparnisse durch Spezialisierung

3.3 Beispiel: Vernetzte Arbeits- und Lebensräume

Vorallem in Städten ist der Effekt der Shareconomy deutlich zu spüren. Sei es
bei dem Teilen von Büroflächen, bei Wohngemeinschaften oder bei der
Autovermietung.

Der Begriff Co-Working beschreibt das Mieten eines Arbeitsplatzes mit
Internetanschluss und einer Postadresse. Dieses Konzept ist vorallem bei
Startups und Freelancern beliebt, da Kosten minimiert werden können, die
Arbeiter nicht zu sehr abgelenkt werden wie wenn sie von zu Hause arbeiten
würden und da der Austausch mit anderen Mietern möglich ist, wodurch ein
professionelles Netzwerk aufgebaut werden kann.

Unter dem Begriff Co-Living wird das Teilen einer Wohnung verstanden. Vorallem
für Städtetrips ist diese Hotelalternative besonders interessant, da Geld
gespart werden kann und der Austausch zwischen verschiedenen Kulturen gefördert
wird.

3.4 Beispiel: Vernetztes Wissen

Sogar für das Wissen an sich lassen sich Unterschiede zwischen alter und neuer
Denkweise finden. Früher konnte Wissen als persönlicher Besitz angesehen werden.
Oftmals blieben Arbeiter bis zur Rente nur in einer Firma, da sie sich in dieser
Branche auskannten und der Umstieg in eine andere Firma eine Art neue Ausbildung
mit sich ziehen würde. Heute ist dies zum Teil immernoch so allerdings wird das
Wissen heutzutage vermehrt geteilt. Im Internet findet man leicht Vorlesungen
von Professoren oder auch Berichte von Experten, wodurch es einfacher ist, am
technologischen Wandel teilzuhaben.

Der Begriff Co-Learning stellt das Lernen geteilten Wissens in einer Gruppe
unabhängig vom Ort dar. So ist es beispielsweise möglich, Nischenangebote zu
erstellen, welche in einer Universität nur sehr wenige Studenten zum teilhaben
bewegen können, allerdings weltweit eine große Anzahl an Interessenten finden.

Foren und Wikis dienen als Wissens- und Datensammlungen, welche auf einer
technologischen Organisationskultur aufbauen, ein nötiges Maß an Vertrauen und
Transparenz vermitteln und die Beitragleistenden in Kategorien einstufen.

Das Wissen, welches in diesen Sammlungen geteilt werden soll kann entweder
explizit oder implizit sein.

Folgende Punkte treffen für das explizite Wissen zu:

  • Der Wissensinhaber kann die Information beschreiben

  • Der Wissensempfänger muss Kenntnis über das Vorhandensein der Information
    haben

  • Der Zugang zu den geteilten Informationen muss für den Wissensempfänger
    möglich sein

  • Die Wissenssammlung muss strukturiert werden

Implizites Wissen hingegen kann vom Wissensinhaber nicht artikuliert werden.
Hierunter fallen beispielsweise Fähigkeiten wie das Fahrradfahren. Der Austausch
von implizitem Wissen kann somit nur in informellen Netzwerken stattfinden.

Auch innerhalb von Unternehmen ist ein Austausch von explizitem und implizitem
Wissen oft nötig und kann durch ein Wiki abgewickelt werden, welches unter
anderem Produktbeschreibungen, Anwenderhandbücher oder Allgemeines Markt- und
Branchenwissen beinhalten kann. Hierdurch wird die Kommunikation oft
vereinfacht, da der Zugang für alle betreffenden Personen möglich ist.

Durch Co-Creation und Open Innovation können auch externe Personen am Prozess
der Entwicklung eines finalen Produkts in einem Unternehmen teilhaben. Impulse
können hierbei von innen und von außen angestoßen und Informationen von innen
nach außen weitergegeben werden. Dieser Prozess wird in der folgenden Abbildung
dargestellt und wird als Crowdstorm (Brainstorming der Crowd -> Zusammensetzung
von Brainstorming und Crowdsourcing) bezeichnet.

Je mehr sich die Unternehmen in diesem Prozess der Crowd öffnen, desto
innovativer werden schlussendlich die Produkte, da die internen Mitarbeiter sich
ansonsten in einer Art Blase befinden und sich vor externen Anreizen
verschließen.

3.5 Beispiel: vernetzte Dienstleistungen

Durch die Digitalisierung konnte das Angebot und die Nachfrage von
Dienstleistungen ins Internet verschoben werden und somit können Zeit- und
Ortsunabhängig Spezialisten für gewisse Problemstellungen gefunden werden.
Hierfür sind Online-Dienste wie Auftrags-Datenbanken oder das Micro-Payment
unablässlich.

Es gibt verschiedene Tools, welche die ortsunabhängige Zusammenarbeit von Teams
unterstützen wie beispielsweise Skype. Soll die Entwicklung von Projekten auch
zeitunabbhängig sein, so kann auf Dienste wie Google Drive zurückgegriffen
werden. Diese Tools umfassen die Hauptaufgaben Online-Projektmanagement,
Datentransfer und Kommunikation und werden oftmals gemeinsam eingesetzt.

Nicht nur Dienstleistungen werden vermehrt über das Internet angeboten, sondern
auch Produktionsvorgänge werden immer mehr digitalisiert. Durch die Einführung
des 3D-Drucks werden viele druckbare Objekte über das Internet erreichbar
gemacht und können somit zu Hause erstellt werden. Natürlich ist auch das Teilen
eines Objekts mit der Community möglich. Hierdurch werden Innovationen ins
heimische Arbeitszimmer verlegt und somit werden Produktionsabläufe grundlegend
beeinflusst.

Auch das Finanzwesen ist von der Co-Economy betroffen. Im Internet werden
bereits viele Zahlungsmöglichkeiten wie Paypal angeboten. Auch Cowdfunding ist
durch das Internet bekannt geworden und somit konnten bereits viele Innovationen
umgesetzt werden.

Mittlerweile hat sich sogar digitales Geld in Form von Bitcoins im Finanzwesen
durchgesetzt. Der Vorteil liegt hierbei darin, dass Geldbeträge banken- und
zeitunabhängig den Besitzer tauschen können. Außerdem sind die Transaktionen
sehr sicher und machen Rückbuchungen unmöglich.

Zur Zeit ist die Bitcoin allerdings noch sehr instabil im Kurs und der mögliche
Diebstahl durch Hacker wird ebenfalls oft als ein hohes Sicherheitsrisiko
angesehen.

Das Prinzip Crowdfunding ist eine Form des Crowdsourcings, in welcher Geld für
Projekte gesammelt werden kann. Das Geld kommt hierbei von der Community welche
automatisch einen gewissen Einfluss in die Entwicklung des Produkts bekommt.

Beim Crowdfunding kann durch die Analyse der zahlenden Community automatisch die
Zielgruppe und der mögliche zu erschließende Markt erforscht werden.

Die zahlende Community kann das Geld entweder spenden, wodurch dieses nicht
versteuert werden muss, oder allerdings eine materielle Gegenleistung erwarten.

Die Begriffe Crowdinvesting und Crowdlending fallen unter den Begriff
Crowdfunding.

Das Crowdinvesting stellt hierbei die klassische Finanzierung eines Startups
dar, während beim Crowdlending Geld an eine Privatperson in Form eines Kredits
fließt. Die Privatperson zahlt das erhaltene Geld dann verzinst an die
geldgebende Community zurück.

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