4.3 Anforderungen
Die Digitalisierung bietet diverse Anreize für Unternehmen. Die Aussicht auf effizientere Prozesse sowie einen höheren Grad an Vernetzung sind hier nur zwei Beispiele. Um den Vorgang der digitalen Transformation jedoch optimal voranzutreiben bzw. eine nachhaltige Verankerung im Unternehmen zu gewährleisten, sind verschiedenartige Anforderungen zu erfüllen. Nur wenn die Weichen innerhalb der verschiedenen Bereiche richtig gestellt sind, kann mit einem positiven Ergebnis gerechnet werden. Die Erfolgsfaktoren werden im Weiteren skizziert.
Ziele
Anstatt den Innovationen nur blind zu folgen, ist es wichtiger, zu analysieren, was das Unternehmen wirklich will und benötigt. Es muss klar sein, was eine Digitalisierung bezwecken würde. Erst wenn man sich über eine Digitalisierung einig ist, macht es Sinn, eine konkrete Planung voranzutreiben.
Planung
Die digitale Transformation ist detailliert zu planen. Die Kernprozesse eines Unternehmens müssen zuerst identifiziert werden. Anschliessend muss abgewogen werden, wie weit es Sinn macht, den Prozess bzw. einen Teil davon zu transformieren. Dabei hilft eine Entscheidungsmatrix, welche die benötigte Investitionssumme enthält und den Qualitätsabstand zur Konkurrenz. Ein anderer Ansatz stellt die benötigten Investitionsmittel dem Innovationspotenzial gegenüber.
Weitblick
Der Begriff "Digitalisierung" wird oft zu weit eingegrenzt. Unternehmen neigen dazu, nur an die Automatisierung von Fertigungsprozessen innerhalb einer Fabrik zu denken und lassen dabei viele andere Konsequenzen und Prozesse außer Acht. Synergetische Effekte müssen berücksichtigt werden und dies geht nur, wenn man einen Blick für das "Ganze" bekommt. Man muss die gesamte Wertschöpfungskette betrachten und dabei über gewohnte Fach- und Bereichsgrenzen hinaus gehen. Viele Möglichkeiten der Digitalisierung für Unternehmen liegen in produktionsfernen Bereichen, wie dem Vertrieb, der Preissetzung, der Planung, dem Controlling und auch dem Einkauf. Aus diesem Grund muss die Digitalisierung des Ganzen Unternehmens vorangetrieben werden.
Dabei kann die Digitalisierung von produktionsfernen Bereichen in vier Stufen unterteilt werden:
- Stufe A (Information): Dazu gehören das Bereitstellen allgemeiner Unternehmensinformationen, Produkt- und Dienstleistungskataloge, Kontaktinformationen oder das Unterhalten von Stellenbörsen.
- Stufe B (Kommunikation): Hierzu zählen Dienste, wie Suchfunktionen, Formulare, FAQ, E-Mails, Newsletter, Chats, Diskussionsforen, Corporate Blogs und soziale Netzwerke, die die Interaktivität mit den Kunden über das Web fördern.
- Stufe C (Transaktion): Bei dieser Stufe geht es um die elektronische Geschäftsanbahnung und -abwicklung mit Online-Offerte-Erstellung, Bestellwesen, Bezahlung und Distribution.
- Stufe D (Integration): Die höchste Stufe betrifft die Integration und Kundenbindung, z. B. durch personalisierte Websites, One-to-One-Marketing, Online-Order-Tracking sowie den Einsatz digitaler Agenten für Beratung und Verkauf individueller Produkte und Dienste.
Dabei gilt, dass umso höher die Stufe (Stufe D), desto mehr Wert wird für das Unternehmen generiert. Der Aufwand für das Erreichen der Stufe wächst allerdings proportional mit. Dies hängt auch mit der Kultur im Unternehmen zusammen und ob Mitarbeiter diese Form der Digitalisierung annehmen und fördern, anstatt zu denken, dass das die Arbeit der IT-Abteilung sei.
Mitarbeiter
Die Mitarbeiter eines Unternehmens sind ein entscheidender Faktor im Hinblick auf die digitale Transformation. Ihre positive Einstellung gegenüber der Digitalisierung des Unternehmens ist offensichtlich eine Notwendigkeit. Zum einen führt eine fehlende Vision bezüglich des Wandels zu Verwirrungen innerhalb des Personals. Wenn die für den Wandel notwendigen Fähigkeiten zudem im Team fehlen, ist Besorgnis die Folge. Ohne vernünftige Anreize besteht im Weiteren die Gefahr, dass das Personal Widerstand leistet und das Projekt nicht unterstützt. Auch fehlende Ressourcen seitens des Unternehmens wirken sich negativ auf die Mitarbeitermotivation aus.
Es existieren vier verschiedene Reifetypen, die sowohl auf ein Unternehmen als Ganzes, als auch auf einzelne Mitarbeiter bezogen werden können:
- Digitale Konservative zögern, sich umzustellen, und lassen somit Chancen verstreichen.
- Digitale Anfänger besitzen eine niedrige digitale Intensität, sowohl bei der Nutzung neuer Technologien als auch beim Führungsstil.
- Digitale Fans befürworten einige digitale Initiativen, aber sehen keine Maximierung des Geschäftsnutzens daraus resultieren.
- Digitale Experten haben eine digitale Kultur geschaffen sowie Investitionen getätigt und profitieren dadurch von Wettbewerbsvorteilen – die digitale Elite sozusagen.
Mut
Viele Unternehmen sehen die Digitalisierung als Gefahr für ihr bestehendes Business-Modell. Vorsicht kann angebracht sein, kann aber auch schaden, wenn man Technologien verpasst und abgehängt wird. Oft entstehen solche Ängste auch aus Unwissenheit bezüglich der Gesetzeslage, wie z.B. im Bereich der Datensicherheit. In jedem Fall sollte man den Zug der Digitalisierung nicht komplett an sich vorbeifahren lassen, sondern solange es noch möglich ist, aufspringen.
Marketing
Ein offensives Marketing ist wichtig, um mit der Digitalisierung auch zu werben. Dies bescheinigt dem Unternehmen nach außen Innovationskraft und deutet an, dass man die Herausforderungen der Digitalisierung erfolgreich bewältigt.
Technik
Um ein Unternehmen der digitalen Wandlung zu unterziehen, sind diverse Anforderungen im Hinblick auf die Informationstechnologie zu erfüllen:
- Flexible, elastische Plattformen orchestrieren
- Übergreifende standardisierte Kommunikation
- Data Analytics zur Bewertung von Prozessen und Systemen
- Integration in die globale IT-Landschaft
- Orchestrierung von Systemen statt Programmierung
- Herstellerübergreifendes Engineering
- Verwaltung des gesamten Prozess- und Produktlebenszyklus
- Zusammenarbeit über Teams, Ressorts, Standorte, Organisationen hinweg ermöglichen
Die fortschreitende Digitalisierung der Unternehmensstrukturen schafft jedoch eine breite Angriffsfläche für Feinde aller Art. Um die Systeme vor Ausfall zu schützen bzw. die Integrität der Daten zu gewährleisten, sind Schutzmaßnahmen zu treffen. Hierunter fällt die Absicherung der Kommunikationswege, Schnittstellen und Systeme selbst. Weiterhin sollten auch interne Zugriffe nur unter Autorisierung erfolgen können.
Es ist hierbei wichtig, jede Ebene abzusichern: Defense-in-Depth Sicherheit. Zusätzlich zu dem Defense-in-Depth kann die Sicherheit durch ein Null-Trust-Konzept gesteigert werden. Dazu wird wiederum die Mikrosegmentierung auf der Software Ebene genutzt. Das heißt, die Prozesse können nicht alle miteinander kommunizieren, sondern nur mit den notwendigen Prozessen. Eine Punkt-zu-Punkt Kommunikation muss also ermöglicht werden. Auf dieser minimalen Kommunikationsebene greift dann das Null-Trust-Konzept und erlaubt ebenfalls nur minimalen Zugriff von außen (z.B. den Mitarbeitern), um so möglichst wenige Angriffsvektoren auf dem ganzen System zu haben.
Daten
Um die Kundenerfahrung zu optimieren, müssen zielorientiert Daten gesammelt und ausgewertet werden. Dies muss zeitnah geschehen, um auf Änderungen schnell reagieren zu können. Informationen müssen zentral gesammelt und für Anwendungen bereitgestellt werden.
Rechtssicherheit
Die rasanten Entwicklungen haben heute und zukünftig große Auswirkungen auf das Rechtssystem. Neue Technologien verarbeiten immer mehr und unterschiedliche Informationen. Elektronische Geräte werden zukünftig u. a. auch menschliche Emotionen und Gedanken erkennen. Rechtlich ungebremste Entwicklungen würden zu einer hohen Transparenz auf allen Ebenen führen: Im Privaten, im Unternehmen, in Staat und Gesellschaft. Es stellen sich die Fragen, wie der Umgang mit Daten geregelt wird und wessen Eigentum die Daten sind. Unternehmen sollten sich bei Unsicherheiten unter allen Umständen rechtlichen Beistand holen, um Risiken zu vermindern.
Agilität
Anpassungsfähigkeit ist vielleicht die wichtigste Anforderung der Digitalisierung. Veränderungen müssen von Unternehmen schnell erkannt und behandelt werden. Dabei werden neue Ideen schnell umgesetzt, was einen Bruch mit traditionellen Entwicklungen darstellt. Lösungen sollen schnell umgesetzt und durchgehend verbessert werden. Dafür lässt sich auch Cloud Computing effizient einsetzen. Der Ansatz SaaS (Software-as-a-Service) steht hier im Vordergrund. Weiterhin gibt es noch den PaaS Ansatz (Platform-as-a-Service) und zur Handhabung großer Datenmengen (Skalierung) IaaS (Infrastructure-as-a-Service).